AK Klimadialog: Grünes Gas für alles?
Grünes Gas wird eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung einnehmen. Doch seine Potentiale sind beschränkt- man muss daher Schwerpunkte setzen und den Strukturwandel nutzen.
In den kommenden Jahren steht ein massiver Umbau unserer Energieversorgung an. Große Mengen an fossilen Energieträgern wie Erdgas und fossile Treibstoffe, müssen durch klimaneutrale Alternativen ersetzt werden. Biomethan aus Biomasse und grüner Wasserstoff, der durch Einsatz von erneuerbarem Strom im Elektrolyseverfahren gewonnen wird, werden dabei eine wichtige Rolle spielen.
Die beiden BOKU-Wissenschaftler, Johannes Schmidt und Sebastian Wehrle stellen im Rahmen des AK-Klimadialogs ihre Studie „Edelsprit für alles? - Bedarf und Angebot an Grünen Gasen in Österreich“ vor.
Die Grenzen von Biomethan und Wasserstoff
Das Potential an ungenutzten Roh- und Reststoffen, die für die Erzeugung von Biomethan herangezogen werden können, ist beschränkt. Möchte man große Mengen an Biomethan erzeugen, so kommt man rasch in Konflikt mit der Lebens- und Futtermittelproduktion. Für die Produktion großer Wasserstoffmengen braucht es außerdem viel zusätzlichen, erneuerbaren Strom.
Grüne Gase nur, wenn nichts Anderes geht
„Wegen ihrer hohen Kosten und ihres hohen Flächenbedarfs sollten Grüne Gase nur dort eingesetzt werden, wo es keine effizientere Alternative gibt. In vielen Fällen ist der direkte Einsatz von Strom, dem Einsatz von Grünem Gas vorzuziehen. Dies gilt vor allem für die private Wärmeversorgung und den Individualverkehr“, so Studienautor Sebastian Wehrle.
Wasserstoff und Biomethan sollte in erster Linie dort eingesetzt werden, wo sie für die Dekarbonisierung notwendig sind, etwa in der Stahlerzeugung, der chemischen Industrie oder beim Schwerverkehr. Als Energiespeicher, um Stromüberschüsse aus dem Sommer in den Winter zu bringen, wird Wasserstoff in Kombination mit Fernwärme- Gaskraftwerken auch eine wichtige Rolle spielen.
Energienetze zukunftsfit machen
Wenn mehr Strom und Grünes Gas genutzt werden, muss man andere Energienetze (wie Erdgas) entsprechend anpassen. „Wir müssen das Gasnetz zukunftsfit machen, und darüber nachdenken, was wir in Zukunft brauchen werden und was nicht.
Führen wir eine ehrliche und offene Debatte darüber, was Grünes Gas leisten kann und wo seine Grenzen sind. Zu hohe Erwartungen könnten uns dazu verleiten, an Strukturen festzuhalten, die wir für Grünes Gas gar nicht brauchen und die uns länger als nötig, vom Erdgas abhängig machen,“ betont AK-Energieexperte, Josef Thoman.
Strukturwandel, der Beschäftigung schafft
Gleichzeitig müssen Strom-, Wasserstoff- und Wärmenetze in den kommenden Jahren massiv ausgebaut werden. „Das bietet neue Jobchancen. Diese müssen wir im Sinne von „Just Transition“, also einem gerechten Strukturwandel, für die Menschen nutzen,“ so Thoman.
Öffentliche Hand statt privater Haushalte
Im Mittelpunkt müssen die soziale Dimension und die Leistbarkeit stehen - besondere für private Haushalte. Aber auch die Notwendigkeit der Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie gilt es zu berücksichtigen. Zusätzlich brauchen wir einen rechtlichen Rahmen, der durch klare Vorgaben Rechtssicherheit für die notwendigen Investitionen schafft und das Risiko für Fehlinvestitionen minimiert.
Diese Transformation kostet viel Geld und diese Kosten müssen gerecht verteilt werden: „Dass eine kleine Gruppe, wie die Gaskunden, für die Förderung von Grünen Gasen und damit für die Dekarbonisierung der Industrie zahlen sollen, ist absurd,“ sagt Thoman. Er sieht die Politik am Zug und betont, dass öffentliche Mittel für Biomethan und Wasserstoff notwendig sind.
Politik bei Grün-Gas-Strategie gefordert
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