Handwerker mit Laptop
© Seventyfour, stock.adobe.com

Die Tricks der Online-Händler

Eine AK Studie analysiert Dark Patterns im Alltag. Schon 2010 kritisierte der Internetexperte Harry Brignull, dass Websites und Apps Design einsetzen, um User:innen zu manipulieren. Er führte den Begriff „Dark Patterns“ ein und bezeichnete damit die Taktik, die Schnittstelle zu den User:innen so zu gestalten, dass diese ihr Verhalten entgegen ihren ursprünglichen Absichten oder Interessen ändern – über Manipulation, Irreführung oder Zwang.

Dark Patterns haben System

Online-Anbieter bedienen sich unzähliger unfairer psychologischer Tricks bei ihren Apps, Gerätemenüs, Plattformen oder Websites. Design und Prozesse werden so gestaltet, dass Konsument:innen zu Entscheidungen unbewusst gedrängt werden.

Es ist schwieriger, ein Abo zu kündigen, als eines abzuschließen. Ein Konto oder eine Registrierung ist ruckzuck erledigt. Die eigenen Daten löschen gleicht hingegen einer Online-Odyssee. Der Button „Allen Cookies zustimmen“ ist signalrot, der daneben mit „Nur erforderliche Cookies“ ist blassgrau. Kein Zufall, sondern alles System. Denn IT und Marketing arbeiten beim Webdesign eng zusammen.

Mit diesen Tricks arbeiten die Anbieter:innen

  • Warenkorbtrick: Produkte oder Extraservices, die nicht ausgewählt wurden, werden wie ein Kuckucksei einfach in den Warenkorb gelegt.
     
  • Überladene Websites: User:innen werden mit Unmengen an Infos und Optionen konfrontiert, um beispielsweise mehr Daten preiszugeben, als sie wollen. Designelemente (unklare Gliederung, Unterebenen) lenken gezielt ab und verwirren. Überlange Texte desinformieren. Overchoice, also die Auswahl aus zu vielen verwirrenden Optionen, überfordert Konsument:innen. Statt eine Wahl zu treffen, werden sie in die Inaktivität getrieben.

  • Versteckte Infos: Informationen werden für Konsument:innen „direkt vor der Nase“ versteckt. So werden etwa über Farbauswahlen (leuchtend oder blass) User:innen dazu bewegt, spontan nur die eine Option zu wählen, die der Anbieter will.

  • Privatsphäre-Irrgarten: User:innen müssen durch ein Labyrinth, um zu gut versteckten Privacy-Einstellungen zu finden. Der Trick heißt nach dem Facebook-Gründer Zuckerberg „Privacy Zuckering“.
     
  • Versteckte Werbungen: Sie verleiten dazu, auf etwas zu klicken, was nicht als Werbung gekennzeichnet ist.

  • Störende Unterbrechungen: Konsument:innen werden durch das Aufpoppen von Pop Ups unterbrochen. Diese drängen zu Handlungen, etwa dem Download einer App.

  • Verschleierte Preise: Durch den Einsatz von „Zwischenwährungen“ (virtuellen Währungen in Videospielen oder auf Datingplattformen), die Einblendung von Kosten und Extragebühren erst ganz am Ende des Bestellvorgangs.

  • Verhinderung von Preis- und Produktvergleichen: Auch über Design kann verhindert werden, dass Unser:innen auf einfache Art vergleichen können, etwa, weil Angebote unvollständig beschrieben sind oder die gewählten Mengenangaben zur Preisindikation speziell und unüblich gewählt werden.
     
  • Hervorhebungen: Spielwiese für Designer in Bezug auf Farben, Schriftgröße, Größe von Schaltflächen, Positionierungen, um etwa bei einzuholenden Zustimmungen gegen die Interesse der User:innen zu arbeiten; User:innen sollen auch falschen grafischen Codes auf den Leim gehen (zum Beispiel ein Vertrauenswürdigkeit suggerierendes Vorhängeschloß für ein nicht sicheres Interface).
  • Zeitdruck, simulierte Knappheit und Countdowns: Aktivitätsmeldungen („7 andere schauen sich das Produkt an“) und Knappheitshinweise („geringer Vorrat“, „nur mehr 2 auf Lager“) spielen mit der Angst der User:innen, etwas zu verpassen. Zustimmungserklärungen werden platziert, wo User:innen bereits ungeduldig den Prozess abschließen wollen. Countdown-Timer, zeitlich begrenzte Aktionen, Blinken, Pop-Ups erzeugen übermäßigen Druck.
     
  • Abo- und Registrierzwang: Versteckte oder vorausgewählte Abos (Dienstleistungen, Newsletter) und erzwungene Verlängerung derselben. Persönliche Registrierung wird User:innen ohne triftigen oder mit einem bloß vorgeschützten Grund abverlangt.

So entkommen Sie den Psychotricks

  • Hilfreiche Tools nutzen: Genervt von den ewigen Cookie-Bannern? Plugins und AddOns können Ihnen das Leben erleichtern. Probieren Sie es mit Cookie Block oder Privacy Badger – diese Browser Erweiterungen deaktivieren Cookies automatisch und ersparen dir das dauernde Wegklicken! 

  • Nicht stressen lassen: „35 Personen sehen sich dieses Produkt an, du hast noch 5 Sekunden!“ Countdowns, Timer und „So viele Personen haben dieses Produkt in ihrem Warenkorb“ – in den meisten Fällen sind diese Meldungen frei erfunden. Überlegen Sie gut, ob und was Sie online einkaufen wollen. Gut für Geldbörserl und die Umwelt! 

  • Nicht erpressen lassen: „Erzwungene Kontinuität“ heißt das, wenn Sie dazu gezwungen werden, ein Abo abzuschließen, ein Kundenkonto zu registrieren oder sich für einen Newsletter anzumelden. Wenn Sie Probleme mit erzwungenen Anmeldungen haben, wenden Sie sich an die AK Konsument:innenberatung oder die Internet Ombudsstelle (www.ombudsstelle.at).  

  • Nicht verunsichern lassen: „Sind Sie sicher, dass Sie das Produkt kaufen wollen?“ Viele Websites arbeiten mit emotionalem Druck. Sie versuchen Sie so dazu zu bringen, sich zu registrieren, extra Produkte zu kaufen oder zusätzliche Services zu beanspruchen. Nehmen Sie kurz Abstand und so den Druck aus der Situation. 
  • © 2024 Bundesarbeitskammer | Prinz-Eugen-Straße 20-22 1040 Wien, +43 1 501 65

  • Impressum
  • Datenschutz