Work Life Balance
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15.6.2023

Keine Angst vor Arbeitszeit neu!

Während die einen über zu lange Arbeitszeiten verbunden mit einem hohen Stresspegel klagen, fühlen sich andere in der viel zitierten Teilzeitfalle gefangen.

Ein Viertel wünscht sich andere Arbeitszeiten

Die Zufriedenheit mit den aktuellen Arbeitszeiten könnte höher sein. Denn konkret wünscht sich laut der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2019 (diese wurde für die WIFO-Studie deshalb verwendet, um eventuelle Verzerrungen durch die Covid-19-Krise auszuschließen) rund ein Viertel der unselbständig Beschäftigten andere Arbeitszeiten.

Würden diese Wünsche in die Realität umgesetzt, würde sich nicht nur das Wohlbefinden der Beschäftigten erhöhen, sondern auch die Stundenlöhne und die Produktivität. Gleichzeitig wären Arbeitslosenquote und Budgetdefizit rückläufig. Und der BIP-Rückgang würde sich mit 0,9 Prozent sehr in Grenzen halten. 

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Welche Arbeitszeiten wünschen sich die Österreicher:innen? Und welche ökonomischen Effekte hätte die Umsetzung ihrer Wünsche in die Realität? Darüber informierten AK Chefökonom Markus Marterbauer und WIFO Studienautor Stefan Ederer in einer Pressekonferenz:

Präsentation

Stefan Eder, WIFO

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Presseunterlage

Insgesamt liegt die durchschnittlich normalerweise geleistete Arbeitszeit der unselbständig Beschäftigten in Österreich bei 36,1 Stunden pro Woche, das gewünschte Arbeitsausmaß macht 34,9 Stunden aus. 

Die Österreicher:innen wünschen sich demnach im Schnitt eine Arbeitszeitreduktion um 1,2 Stunden pro Woche (minus 3,3 Prozent). 

Jeder/e Fünfte wünscht sich kürzere Arbeitszeiten

An den Rändern der Arbeitszeiten sind unterschiedliche Wünsche zu betrachten: Während jene, die 30 Stunden und mehr arbeiten, im Durchschnitt gerne weniger arbeiten wollen, würden jene, die bis zu 30 Stunden arbeiten, gerne aufstocken. Konkret wünscht sich jeder/e Fünfte kürzere Arbeitszeiten, knapp sieben Prozent würden gerne länger arbeiten.

Was wäre das Ergebnis einer Arbeitszeitverkürzung?

Die Arbeitszeit pro Kopf sinkt um 3,5 Prozent (1 Stunde pro Woche oder zusätzlich 8 Tage Urlaub pro Jahr), das Bruttoinlandsprodukt wäre um 0,9 Prozent geringer als im Szenario ohne Arbeitszeitverkürzung. Die Stundenlöhne wären real um bis zu 3,3 Prozent, die Produktivität um 1,5 Prozent höher. Die Arbeitslosenquote würde um 0,7 bis ein Prozent zurückgehen. Das Budgetdefizit würde um 0,3 Prozent sinken.

Fazit: Anpassung der Arbeitszeiten erhöht den Wohlstand

„Eine Anpassung der Arbeitszeiten an die individuellen Wünsche der Beschäftigten erhöht den Wohlstand markant: Mehr Raum für Freizeit und Care-Arbeit bei Vollzeitbeschäftigten, höheres Einkommen und eigenständige soziale Absicherung für Teilzeitbeschäftigte, somit bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mehr Wohlbefinden der arbeitenden Menschen. Die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen sind hingegen bescheiden: Etwas höhere Beschäftigung und Produktivität, etwas höhere Preise und geringere Produktion“, analysiert AK Chefökonom Markus Marterbauer.
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