Notärztin und Sanitäter fahren im Krankenwagen © Kzenon, stock.adobe.com
Notärztin und Sanitäter fahren im Krankenwagen © Kzenon, stock.adobe.com

Sanitäter:in – Zukunftsberuf statt Lückenbüßer:in

Das Rettungswesen in Österreich steht nicht nur wegen der demographischen Entwicklung vor großen Herausforderungen. Denn in Bezug auf eine alternde Bevölkerung bei längerer Lebenserwartung ist die präklinische Versorgung gleich auf mehrere Arten betroffen. Die Einsätze werden immer mehr und herausfordernder. Gleichzeitig stagniert die Anzahl der Sanitäter:innen, die neu ausgebildet werden und viele gehen in Pension. 

Plädoyer für eine Ausbildungsreform

In der Veranstaltung am 08.05.2023 – dem Weltrotkreuztag – der AK Wien in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Rettungsdienst (BVRD), und den Gewerkschaften wurde deutlich, dass die Forderung nach einer Neugestaltung der Ausbildung von Vertreter:innen der Gewerkschaften, Rettungsorganisationen, Ausbildungsstätten, Sanitäter:innen und Ärzt:innen erhoben und mitgetragen wird.


Kurze Ausbildung, geringe Qualifikation

Gut ausgebildete Sanitäter:innen helfen dabei, dass Menschen rechtzeitig versorgt werden und tragen daher auch zu einer Entlastung des Gesundheitssystem bei. Notfallsanitäter:innen mit 1640 Ausbildungsstunden stellen in Österreich die höchste Qualifikationsstufe dar. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die Ausbildungsdauer sehr kurz und ihre Qualifikation gering. Derzeit gibt es in Österreich auch keine Möglichkeit sich wie andere Gesundheitsberufe facheinschlägig tertiär weiterzuentwickeln oder problemlos in andere Gesundheitsberufe zu wechseln. 

Laut Schätzungen sind derzeit 50.000 Sanitäter:innen tätig. Seit 2012 wurden rund 100.000 Sanitäter:innen ausgebildet. Das bedeutet, dass in Österreich so viel ausgebildet wird, dass das komplette Personal im Rettungswesen alle 5 Jahre ausgetauscht ist. Die Ausbildung beträgt zwischen 260 und 1640 Stunden und ist damit geringer als in anderen Gesundheitsberufen. Damit gelingt auch nicht die notwendige Durchlässigkeit zu anderen Gesundheitsberufen („Sackgassenberuf“). Ohne Aufwertung der Ausbildung und Durchlässigkeit in andere Gesundheitsberufe gehen daher sehr viele Mitarbeiter:innen für die Gesundheitsversorgung verloren.  

Sanitätergesetz ist in die Jahre gekommen

Das Sanitätergesetz ist bereits in die Jahre gekommen. Anlässlich einer Veranstaltung im Juni 2022 zu 20 Jahre SanG wurde seitens des zuständigen Ministers eine Überarbeitung des Gesetzes im Jahre 2023 zugesagt, ein Evaluierungsbericht durch die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) soll im ersten Quartal 2024 vorliegen.

Auch ein Ausbau von Ausbildungsinhalten und Durchlässigkeit der Ausbildung in andere Gesundheitsberufe würden dafür Sorge tragen, dass Menschen sich weiterentwickeln können ohne dem Gesundheitssystem verloren zu gehen. Dafür braucht es strukturelle und berufsrechtliche Änderungen. 

Zusätzlichen wurden Forderungen nach besserer Ausstattung der Fahrzeuge, mehr Forschungsmöglichkeiten, sowie einer Neuauflage der Verrechnung von Einsätzen und damit bundesländerübergreifende Regelungen formuliert. 

Sanitäter:innen leisten regelmäßig Nachtarbeit

Sanitäter:innen sind die ersten vor Ort bei schweren Unfällen, akuten medizinischen Notfällen und Katastrophen. Sie leisten regelmäßig Nachtarbeit unter oft besonders schweren Umständen. Ihre Einsätze sind oft mit besonderen und unvorhergesehen Schwierigkeiten und Gefahren verbunden.

Die Aufnahme in das Nachtschwerarbeitsgesetz wie es auch 2013 für die Berufsfeuerwehr umgesetzt wurde, ist daher Gebot der Stunde. In Bezug auf die Aufnahme der Rettungssanitäter:innen in das Nachtschwerarbeitsgesetz NSchG analog der Feuerwehr liegt aktuell eine Bürgerinitiative zur Unterzeichnung auf. 

Hier können Sie die Initiative unterstützen.

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