v.l.n.r.: Preisträgerin Andrea Stift-Laube und Sybille Pirklbauer, AK Wien
Bild teilen v.l.n.r.: Preisträgerin Andrea Stift-Laube und Sybille Pirklbauer, AK Wien © Studio Koekart

AK Essaypreis zu „Zeitarmut“

Die Arbeiterkammer Wien hat 2024 zum zweiten Mal einen mit 5.000 € dotierten Essaypreis, diesmal zum Thema „Zeitarmut“ ausgelobt. Prämiert wurden Aufsätze zur gesellschaftlichen Herausforderung von Zeitarmut. 

Gewonnen hat Andrea Stift-Laube mit ihrem Essay „In fünf Minuten“, der sich der fehlenden Zeit im Pflegeberuf widmet.
Zwei Anerkennungspreise gingen an Dieter Aumann und Heike Propst für ihren Essay in Form einer Radiosendung „Hast du Zeit?“, sowie an Mario Hübler für seinen wissenschaftlichen Essay „Von persönlicher Zeitarmut zu kapitalistischem Zeitreichtum“.

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Mangel an wertvoller Zeit

Zeitarmut bedeutet mangelnde Zeit für Erholung, Familie, Freundschaften und soziale Teilhabe. Sie ist einerseits durch schlechte Arbeitsbedingungen wie Zeitdruck im Job, Überstunden, ständige Erreichbarkeit, unzuverlässige Dienstpläne, algorithmische Überwachung und fehlende Abgrenzung von Arbeit und Freizeit bestimmt. Andererseits ist Zeitarmut durch die Doppelbelastung im Privatleben bedingt. Das gilt besonders für Frauen, die neben der bezahlten Arbeit auch den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit stemmen.

Die Armut an wertvoller Zeit beeinträchtigt nicht nur unsere persönliche Lebenszufriedenheit und Gesundheit, sondern schadet auch der Gesellschaft. Denn Teilhabe an der Demokratie und am gesellschaftlichen Leben sowie ehrenamtliches Engagement sind nicht möglich, wenn man ausgebrannt ist und keine Zeit hat. 

Unwürdige Arbeitsbedingungen

Die AK thematisiert Probleme der Zeitarmut in vielfacher Weise. Wir zeigen unwürdige Arbeitsbedingungen in besonders problematischen Branchen wie der Pflege, Gastronomie oder der Plattformarbeit auf und verdeutlichen die nachteiligen Aspekte der Arbeitsmarktflexibilisierung, wie grenzenlose Erreichbarkeit oder unsichere Beschäftigungsverhältnisse.

Wir bieten umfassende Beratung für Betroffene, beauftragen Studien zu diesen Problemlagen und treten auf politischer Ebene für gute Arbeitsbedingungen, Zeitwohlstand und eine gerechte Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern ein. Dazu gehört im Besonderen unser Konzept einer „gesunden Vollzeit“. Demnach sollen kürzere Arbeitszeiten für Vollzeitbeschäftigte und mehr Arbeitsstunden für unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte ermöglicht werden.

Der AK Essaypreis 2024

Um neue Formen der Auseinandersetzung mit dem Problem der Zeitarmut zu finden und es auch kulturell und literarisch zu thematisieren, wurde der AK Essaypreises ausgelobt.

Die Entscheidung fiel der Jury bestehend aus Karin Heitzmann (WU Wien), Juliane Nagiller (Ö1), Armin Thurnher (Falter), Sybille Pirklbauer (AK Wien) und Markus Marterbauer (AK Wien) nicht leicht: Knapp 100 Essays der unterschiedlichsten literarischen Formen wurden eingereicht. Die Texte der Preisträger:innen spiegeln die große Vielfalt und Bandbreite der Einreichungen wider.

Der herausragendste Essay von Andrea Stift-Laube wurde mit einem Preisgeld von 5.000 € prämiert. Zusätzlich wurden zwei Anerkennungspreise an Dieter Aumann und Heike Propst, sowie an Mario Hübler in der Höhe von je 1.500 € vergeben.

Zu den Autor:innen

Andrea Stift-Laube wurde 1976 in der Südsteiermark geboren. Sie studierte Sprachwissenschaft und Germanistik an der Karl-Franzens-Universität Graz; seit 2020 Studium der Kulturwissenschaften. Sie lebt als Schriftstellerin und Publizistin in Graz und ist Herausgeberin der Grazer Literaturzeitschrift „Lichtungen“. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt Projektstipendium des BMKOES 2024/25. Letzte Veröffentlichungen: „Schiff oder Schornstein“, 2019 und „Ehrgeiz“ in der Reihe „übermorgen“ (beide Kremayr & Scheriau). 

Dieter Aumann war, obwohl er Publizistik studiert hat, in diesem Fach nicht beruflich tätig. Er war Manager und Unternehmensberater. Ab 2006 war er auch Trainingsanbieter und bildete Servicetechniker aus. Mit der Sendereihe „G’schichtln zu Büchern & Rock’n’Roll“ mit Heike Propst bei Radio Freequenns und mit dem zusammen mit Heike Probst eingereichten Essay „Hast du Zeit?“, knüpft er wieder ans Publizieren an. 

Heike Probst, 1941 in Schladming geboren, in Graz aufgewachsen, in Deutschland, Frankreich und Spanien lebend, war Geschäftsführerin einer Volkshochschule. Nach einem Parisaufenthalt war Heike Probst 20 Jahre Inhaberin einer Galerie mit Bilderrahmungen und danach lange Jahre Seminarleiterin bei einem großen Seminaranbieter. Zwischendurch unternahm sie Reisen nach Kanada, Alaska, Südamerika und China, die sie unter anderem in einem Buch und einigen Radiosendungen verarbeitet hat. Im Jahr 2022 startete Probst als freie Sendungsmacherin bei Radio Freequenns und gemeinsam mit Dieter Aumann startete sie die Sendereihe „G’schichtln zu Büchern & Rock’n’Roll“. 

Mario Hübler wurde 1986 in Wien geboren und studierte Bank- und Finanzwirtschaft an der Fachhochschule des BFI Wien. Er arbeitet als finanzwirtschaftlicher Analyst in Wien und ist Fachhochschullektor für Finanzwirtschaft.

Die Sieger:innentexte

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