12.2.2015

Gabriel Zucman: Was uns Steueroasen kosten

Steueroasen erfreuen sich nach wie vor größter Beliebtheit. Selbst die 2008 mit dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers begonnene Finanz- und Wirtschaftskrise hat ihnen nichts anhaben können – im Gegenteil: Nach wie vor wird Geld munter hin- und hergeschoben und am Finanzamt vorbeitransferiert.

Mitschnitt

Starökonom Gabriel Zucman hat in der AK Wien sein Buch „Steueroasen – wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird“ vorgestellt. Videos der AK Veranstaltung können Sie hier ansehen:

Wie viel Geld liegt in Steueroasen

Lange Zeit war nicht bekannt, wie viel Geld tatsächlich auf den Cayman Islands und Co. gehortet wird. Nun hat der französische Wirtschaftswissenschafter Gabriel Zucman, Assistent Professor an der London School of Economics, nachgerechnet.

Seine wichtigsten Ergebnisse, publiziert in „Steueroasen. Wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird“, hat er bei seiner Buchpräsentation in der AK Wien kurz skizziert:

  • Das weltweite private Finanzvermögen (das sind Bankguthaben, Spareinlagen, Aktien und Anleihen, Anteile an Investmentfonds und Versicherungsverträge von Privatpersonen abzüglich der Schulden) 73.000 Milliarden Euro beträgt.

  • Davon lagern acht Prozent in den diversen Steueroasen, in Summe also 5.800 Milliarden Euro.

  • Um diese Summe vorstellbar zu machen: Zieht man für den Bau eines Einfamilienhauses rund 400.000 Euro heran, könnte man mit diesem Geld 14,5 Millionen Einfamilienhäuser bauen. Dabei handelt es sich in diesem Fall sogar noch um eine Minimalschätzung, da der Wirtschaftsexperte etwa Bargeld, das in den Bankschließfächern liegt, gar nicht berücksichtigt.

Enorme Steuerausfälle

Diese enormen und schwer vorstellbaren Reichtümer der Superreichen bewirken aber eines, das alle Menschen trifft: Den Staaten rund um den Erdball entstehen unerträglich hohe Steuerverluste.

  • Laut Zucman werden satte 80 Prozent des Vermögens in den so genannten Offshore-Zentren nicht versteuert.

  • Die Steuerhinterziehung der Reichen und Mächtigen kosten den Ländern weltweit also 130 Milliarden Euro im Jahr. Viele Budgetlöcher könnten mithilfe dieser Summe ganz rasch gestopft werden.

Unfaire „Steueroptimierung“ durch Konzern-Multis

Die „Steueroptimierung“ multinationaler Konzerne etwa durch Gewinnverlagerungen wiegt besonders schwer. Sie führen zur Wettbewerbsverzerrung und Steuerentgang. Würde derartigen Methoden ein Riegel vorgeschoben, könnten nach Schätzungen von Gabriel Zucman die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer um 30 Prozent gesteigert werden. Maßnahmen einer koordinierten Steuerpolitik und effektive Kontrollmechanismen sind daher unerlässlich. Gabriel Zucmans umfangreiche Forschungsarbeiten bringen in diesem Zusammenhang wertvolle Resul­tate und zielbewusste Lösungsvorschläge.  


  • © 2024 Bundesarbeitskammer | Prinz-Eugen-Straße 20-22 1040 Wien, +43 1 501 65

  • Impressum
  • Datenschutz