
My Home is my Office – Arbeiten in den eigenen vier Wänden
Arbeit ist einem ständigen Wandel unterworfen. Doch meist handelt es sich um einen länger dauernden Prozess, die Veränderung passiert nicht von heute auf morgen. Doch beim Ausbruch der Corona-Krise in Österreich änderten sich die Arbeitsabläufe schlagartig –von einem Tag auf den anderen befand sich die Arbeitswelt im Crashkurs Digitalisierung.
Plötzlich saßen sehr viele ArbeitnehmerInnen im Homeoffice – mal besser, mal schlechter technisch ausgerüstet. Dennoch mussten jene Arbeiten erledigt werden, für die sonst in der Arbeitsstätte auch entsprechende Infrastruktur vorhanden ist. So wurden manche Kinderzimmer, Hobbykeller oder Küchentische zweckentfremdet, der Familienalltag war auf den Kopf gestellt.
Die AK Wien wollte wissen, wie es den Beschäftigten im Homeoffice geht, welche Probleme es gibt, aber auch welche Vorteile es mit sich bringt, wie es um die technische Ausstattung bestellt ist und hat daher bei IFES eine Umfrage in Auftrag gegeben. Hier die Ergebnisse und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind.
Grenzen verschwimmen
Rund ein Drittel der befragten Personen arbeitete entweder überhaupt zum ersten Mal von zu Hause bzw. sehr viel häufiger als vor der Krise. Ein wesentliches Ergebnis der Umfrage betrifft die Arbeitszeit: Im Homeoffice wird länger gearbeitet als die vorgesehene wöchentliche Normalarbeitszeit. Denn bis zu 40 Stunden in der Woche arbeiteten vor der Krise 71 Prozent der Befragten, im Homeoffice waren es bereits 78 Prozent. Dagegen nahm die Anzahl derer, die vorher bis zu 35 Stunden arbeiteten von 26 auf 20 Prozent ab.
So wundert es auch nicht, dass bei den Nachteilen des Homeoffice die klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit sehr häufig genannt wurde. Weitere Schwierigkeiten: das Abstimmen von Arbeitsaufträgen und der fehlende Kontakt zu den KollegInnen. Homeoffice ist also weit mehr als nur eine Frage der technologischen Möglichkeiten. Auf der Haben-Seite dagegen: 56 Prozent nannten ungestörtes Arbeiten als großen Vorteil, 49 Prozent das selbstbestimmte Arbeiten. In Summe gaben fast 60 Prozent an, dass sich Homeoffice sehr bzw. etwas positiv auf die Arbeitszufriedenheit auswirkt – viele freuten sich natürlich darüber, sich den Weg in die Arbeit zu ersparen.
Infrastruktur muss passen
Punkto Ausstattung wird von fast allen Internet genutzt und Notebooks/Laptops sowie Mobiltelefone verwendet (95 bis 86 Prozent der Befragten). Einen richtigen Schreibtischsessel haben dagegen nur noch knapp die Hälfte. Und während Notebooks und Handys noch bei zwei Drittel bzw. mehr als der Hälfte vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden, nutzen 87 Prozent die private Internetverbindung – und zahlen diese auch. „Es braucht auch im Homeoffice ein gutes Arbeitsumfeld. Wir haben erreicht, dass jetzt bis Jahresende für Unfälle, die beim Arbeiten zu Hause passieren, das Gleiche gilt, als wäre man im Betrieb. Es gibt aber auch noch offene Fragen, die geklärt werden müssen – etwa wie muss der Homeoffice-Arbeitsplatz ausgestattet sein.“
Kind und Job zu Hause?
„Was sich aber definitiv nicht ausgeht sind Kinderbetreuung und Homeoffice. Das war zwar in der aktuellen Krise wohl oft der Fall, darf aber nicht für die Zukunft gelten“, betont die AK Präsidentin. Deshalb braucht es mehr Geld für die Kinderbildung. Im EU-Vergleich wird für Elementarbildung ein Prozent des BIP ausgegeben, in Österreich sind es derzeit nur 0,67 Prozent. Das bedeutet jährlich 1,2 Milliarden Euro zusätzlich, damit Österreich den EU-Schnitt erreicht. „Damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie längerfristig gesichert ist, muss zudem der Ausbau der Ganztagsschulen vorangetrieben werden“, sagt Anderl. So könnte auch vor allem für die Frauen ein besseres Arbeiten von zu Hause aus möglich sein. Denn immerhin wollen 70 Prozent der befragten Personen auch nach der Corona-Krise sehr bzw. eher öfter im Homeoffice arbeiten.